Rückblick: Requiem für eine verlorene Stadt – über die Zerstörung der documentastadt vor 77 Jahren

Die heutige Ausgabe von artort.tv „Rückblick“ widmet sich der Zerstörung Kassels vor genau 77 Jahren in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1943. Vor sieben Jahren besuchten wir dazu den in Kassel lebenden Recycling-Künstler Wolfgang Luh, der einen ganz bemerkenswerten Blick auf diesen für die Nordhessenmetropole so einschneidenden Tag ans Licht gefördert hat.

Kassel - Stadt der Rüstungsindustrie - nach dem verheerenden Luftangriff vom 22. auf den 23. Oktober 1943
Kassel - Stadt der Rüstungsindustrie - nach dem verheerenden Luftangriff vom 22. auf den 23. Oktober 1943

Wolfgang Luh lebt nur unweit der Innenstadt im Auefeld in Kassel. An das Auefeld grenzen Weinberg und Rosenhang. Die Entdeckungen, die der aus Südhessen stammende Künstler bei Spaziergängen macht, sind für ihn erst nach mehreren Gesprächen mit Kasseler Bürgerinnen und Bürger greifbar. Luh findet Scherben, die so gar nicht zu einem städtischen Parkleben passen wollen. Wie ihm von Passanten erzählt wird, wurden nach der völligen Zerstörung der Innenstadt vor 77 Jahren, Schutt und Überreste dorthin endgelagert.

Fasziniert von den Scherben sammelt Luh über vier Jahre hinweg über 220 kg von Fundstücken und vertieft sein Wissen über die dort verschüttete Vergangenheit.

Konfrontiert mit Gefühlen einer verlorenen Stadt - Luh's "Der Fluss" aus Scherben der Kasseler Innenstadt
Konfrontiert mit Gefühlen einer verlorenen Stadt - Luh's "Der Fluss" aus Scherben der Kasseler Innenstadt

Erleben Sie im artort.tv-Porträt einen Künstler, der ausgehend von kleinsten Teilen einer Geschichte, die großen Fragen von Frieden, Erinnerung und Mahnung in seinen Händen hält und diese mit einer Akribie zu Tage fördert, die in Zeiten von Coronakrise, Kriegseinsätzen, Flüchtlingen und Rüstungsexporten nicht aktueller sein könnten.

Wenige Wochen nach der Erstausstrahlung erreichte den Künstler ein sehr emotionaler Brief aus Australien.

Scherben vom Kasseler Weinberg auf dem Weg nach Australien
Scherben vom Kasseler Weinberg auf dem Weg nach Australien

Sehen Sie hier im artort.tv „nachgefragt“ wie ein Künstler durch sein Werk Menschen verbindet und Schicksale hebt, die wir nie vergessen sollten.

Im Rückblick über die Zerstörung der documentastadt Kassel vor 77 Jahren zeigen wir hier die Performance der Schweizer Künstlerin Jeanine Osborne „Fragment Requiem“, die sie anlässlich der Ausstellungseröffnung von Wolfgang Luh’s „Requiem für eine verloren Stadt“ am 21. September 2013 in Kassel zeigte.

Der Performance voraus geht ein kurzes Interview mit der Künstlerin (in Englisch) in der sie beschreibt, aus welchen Elementen und Medien ihre Kunst besteht, wie sie den Kasseler Künstler Wolfgang Luh kennen gelernt hat und wie sie auf die Performance-Idee zu „Fragment Requiem“ kam.

Zwei die sich verstehen - Künstlerin Jeanine Osborne zu Gast bei Wolfgang Luh's Ausstellungseröffnung am 21. September 2013 in Kassel
Zwei die sich verstehen - Künstlerin Jeanine Osborne zu Gast bei Wolfgang Luh's Ausstellungseröffnung in Kassel

Wir bedanken uns beim Stadtmuseum der Stadt Kassel für die Originalfilmaufnahmen und wünschen gute Erkenntnisse!

Eröffnung der Ausstellung „bewegte Zimmer“ im Hugenottenhaus Kassel

Das Hugenottenhaus in der documenta Stadt Kassel öffnet wieder seine Zimmer! Nach der viel beachteten Ausstellung „freie Zimmer“ im vergangenen Jahr, startet heute die neue Ausstellung „bewegte Zimmer“.

Die Arbeiten der Künstler (hier Pascal Heußner, Bild unten Lutz Freyer) beziehen den jeweiligen Raum mit ein.
Die Arbeiten der Künstler (hier Pascal Heußner, Bild unten Lutz Freyer) beziehen den jeweiligen Raum mit ein.

Aufgrund der Coronapandemie erfolgte die Eröffnung online. Sehen Sie hier einen kurzen Einblick mit Gästen, den Macher:innen und der Vorstellung von Ausstellung, der neu entstandenen Kunstzone mit der Café-Bar Perle 2 im Herzen der Stadt Kassel. Ausgestrahlt wurde die Eröffnung erstmals am 17. Juli 2020 um 10 Uhr.

Wir wünschen viel Freude und können nur sagen bitte hingehen und mitmachen!

„In art we trust“ ist die erste Arbeit in der Kunstzone Hugenottenhaus Kassel

In einer der wohl letzten Bombenlücken des Zweiten Weltkriegs in der documentastadt Kassel, auf dem ehemaligen Gelände des Französischen Hospitals entstand in wochenlanger Arbeit die Kunstzone Hugenottenhaus. Und als erste Arbeit rangt nun ein Schriftzug von Künstler und Kurator der kommenden Ausstellung „bewegte Zimmer“ Lutz Freyer über der Kunstzone.

Lutz Freyer bei der Fertigstellung seiner Arbeit in der Kunstzone Hugenottenhaus
Lutz Freyer bei der Fertigstellung seiner Arbeit in der Kunstzone Hugenottenhaus

Im artort.tv Interview erzählt er uns über die Gedanken zu der Skulptur und was wir alle in Zukunft von der Kunstzone erwarten können. Wir wünschen viel Freude und erstaunliche Erkenntnisse!

Da artort.tv an dem Projekt beteiligt ist, freuen wir uns auch über das erste Ankündigungsvideo mit den Macher*innen Silvia, Maren und Lutz Freyer:

Hugenottenhaus als begehbare Kunstinstallation

Die Coronakrise trifft alle Bereiche des öffentlichen Lebens mit voller Wucht! Um der Kunst- und Kulturszene der documenta Stadt Kassel nun wieder Hoffnung und Zuversicht zu geben, hat das Team von artort.tv um den Kasseler Filmemacher Stephan Haberzettl ein ganz besonderes Highlight entwickelt, die erste digital begehbare Kunstausstellung in der documenta Stadt!

Hugenottenhaus als begehbare Online-Ausstellung
Hugenottenhaus als begehbare Online-Ausstellung

Hier geht es zur Onlineausstellung „Freie Zimmer“!

Nach der Ausstellung neue enden im Fridericianum fand vom 3. Mai bis 23. Juni 2019 die Ausstellung Freie Zimmer im Hugenottenhaus statt. Durch den sensationellen Einsatz des Dreierteams Lutz Freyer, Silvia Freyer und Udo Wendland ist es gelungen, das Hugenottenhaus mit intensivem Engagement auch der mitwirkenden Künstler dauerhaft zu retten. artort.tv Macher Stephan Haberzettl hat die Ausstellung ausführlich mit seinem Kamerateam begleitet. Mit dem Fotografen Reimund Lill hat Haberzettl die Räume gescannt.

Bodesaal in 360 Grad mit den Kuratoren Silvia und Lutz Freyer, sowie Reimund Lill und Stephan Haberzettl
Bodesaal in 360 Grad mit den Kuratoren Silvia und Lutz Freyer, sowie Reimund Lill und Stephan Haberzettl

Aus diesen Scans der Räume in Kooperation mit einer amerikanischen Onlineplattform, haben sie nahezu das komplette Gebäude rekonstruiert. Man hat nun die Möglichkeit in einem digitalen Spaziergang das Innere des Gebäudes und so die komplette Ausstellung mit seinen faszinierenden Raumansichten zu erleben, sich in den Räumen zu drehen und alles genau zu betrachten. Zudem kann man mit Unterstützung einer VR-Brille (Virtuelle Realität) oder dem Smartphone durch die Ausstellung gehen und das Gefühl erleben real dabei zu sein.

Und eine weitere Besonderheit!

In jedem Raum hat man die Möglichkeit auf Filme zu treffen, in denen die Kuratoren Silvia und Lutz Freyer mit Unterstützung ihrer Tochter Maren Freyer die Kunstwerke und die Künstler*innen einladend beschreiben. Zudem haben die beiden Künstler Reimund Lill und Pascal Heußner Fotografien der Kunstwerke zur Verfügung gestellt, die sich beim Durchwandern der Räume auswählen und genauer betrachten lassen.

Hinter den roten Markierungen befinden sich Filme und hinter den Grünen Fotos der Ausstellung
Hinter den roten Markierungen befinden sich Filme und hinter den Grünen Fotos der Ausstellung

Für den Initiator und kreativen Kopf Stephan Haberzettl war es wichtig, dass diese Online-Ausstellung schnellstens das Licht der Welt erblicken sollte! Denn seiner Meinung nach, müssen Kreative in der Coronakrise an vorderster Stelle Projekte anbieten, die unser aller Immunsystem stärken und positive Signale der Hoffnung aussenden. Die Ausstellung wird zeitnah auch auf Google-Earth erreichbar sein.

Faszinierend! Die Draufsicht auf das Hugenottenhaus
Faszinierend! Die Draufsicht auf das Hugenottenhaus