Rewriting the Obelisk – Königsplatz Kassel

Die aus Seoul stammende Künstlerin Yi Dahn hat mit Freunden vergangenen Sonntag zu einer Performance auf den Königsplatz eingeladen. Unter dem Titel Rewriting the Obelisk forderte sie das Publikum auf den am Obelisken angebrachten Satz zu vervollständigen. Wir waren vor Ort und haben mit der Künstlerin und dem Publikum gesprochen. Wir wünschen spannende Erkenntnisse!

Platz des Obelisken
Platz des Obelisken

Hier der Text von der Facebook Seite zur Performance:

***English version below***

Performance von Yi Dahn: Rewriting Obelisk (Neuschreiben des Obelisken)

Der plötzliche Abbau des Obelisken auf dem Kasseler Königsplatz bedeutet eine tiefe Narbe – nicht nur für die Freiheit der politischen Sicht auf Kunstwerke, sondern auch für jeden Kampf ums Überleben als „Fremdling“ in diesem Land. Obwohl nun beschlossen wurde, dass der Obelisk schließlich doch in Kassel bleiben kann, nicht an dem Ort seiner Bestimmung wohlbemerkt, gilt es weiterhin zu hinterfragen auf welche gewaltsame Art und Weise das ortsspezifische Kunstwerk aus dem Stadtzentrum entfernt wurde.

Um diese Kritik zu inszenieren und Mitgefühl zu kultivieren, plant Yi Dahn eine Performance, bei der sie mit Kreide den Satz „I was a stranger and …“ fortlaufend wiederholt. In jeder möglichen Sprache wird der Satz auf den Asphalt rund um die Stelle geschrieben, die bis vor kurzem noch von dem Obelisk besetzt war, bis der Kasseler Königsplatz vollständig mit den Worten bedeckt ist. Dieser Akt ist als Widmung gedacht, an den Einsatz all der Personen, die im Glauben an Mitmenschlichkeit mit diesem Thema zu kämpfen haben.

Um die Performance zu vervollständigen, begrüßt die Künstlerin die Teilnahme des Publikums unterschiedlichster kultureller Hintergründe – je mehr, desto besser – denn die wahre Bedeutung der Performance liegt im Prozess selbst, der zeigt: Solidarität ist niemals vergebens und wir können wiedereinmal bestätigen, dass Vielfalt uns alle verbindet und bereichert, und uns Kraft gibt, in eine bessere Zukunft zu gehen.

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Performance by Yi Dahn: Rewriting the obelisk

The sudden dismantling of the obelisk on the Kasseler Königsplatz has left a deep scar – not only for the freedom of a political view on works of art, but also on every struggle for survival as a “stranger” in this land. Although it was decided to keep the obelisk on another place in the city afterall, still there has been left the question whether this could justify the violent way that this site-specific work has been removed from the city center.

To contemplate this matter, Yi Dahn would like to make a performance by repeatedly writing sentences starting with “I was a stranger and …” in every language possible with chalk on the ground around the place which was recently occupied by the obelisk until the Kasseler Königsplatz is completely filled. It is meant as a dedication to the effort of all people who have struggled with this issue in the faith of humanity.

To complete this performance, the artist would like to welcome the participation of an audience with various cultural backgrounds – the more the better – since the true meaning of this performance lies in the process itself as solidarity is never in vain: again we can confirm that hope always remains as long as diversity embraces and enriches one another, giving strength to continue forward into a better future.

Der Obelisk und Die Freiheit der Kunst

In der documentastadt Kassel überschlagen sich die Ereignisse! Für uns das ermittelnde Team am Tatort der Kunst keine leichte Aufgabe. Heute versucht Stephan Haberzettl einen Überblick über den Stand der Dinge in Kassel zu geben. Das gerade die Kunstfreiheit in der Heimat der Weltkunstschau nun unter die Räder gekommen ist lässt uns bei artort.tv nicht kalt und wir klären auf.

Freiheit der Kunst bedeutet sie so zu akzeptieren, wie vom Künstler erschaffen. Änderungen wie Standort oder im Aussehen sind vom Grundgesetz geschützt
Freiheit der Kunst bedeutet sie so zu akzeptieren, wie vom Künstler erschaffen. Änderungen wie Standort oder im Aussehen sind vom Grundgesetz geschützt

Im Kanal findet Ihr auch weitere Filme zum Obelisken u.a. ein Interview mit dem Künstler Olu Oguibe. Wir wünschen interessante Erkenntnisse!

Der Obelisk und die Freiheit der Kunst in der documentastadt

Seit der Stadtverordnetenversammlung am vergangenen Montag steht fest, dass der Obelisk in Kassel wohl keine Zukunft mehr hat. Grund hierfür sind zwei Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, die ausschließen, dass die documenta Arbeit von Olu Oguibe zur documenta 14 im vergangenen Jahr nicht auf dem Königsplatz verbleiben soll.

Wir haben versucht die Gründe, die gegen den Verbleib an dem mitten in Kassel gelegenen Ort bestehen herauszufinden. Leider bislang ohne Erfolg! Lediglich Mutmaßungen bleiben. Für den Künstler ein mehr als herber Rückschlag, zumal er gemeinsam mit dem vorherigen Oberbürgermeister den Ort mit der Zusage ausgewählt hatte, dass der Obelisk, wenn die Stadtgesellschaft ihn haben wolle, dort verbleiben kann. Das ist ohne Zweifel so, aber der neue Oberbürgermeister und ihm folgend die Fraktionen von SPD und Grüne sehen keine Möglichkeit für den Erhalt der Arbeit an dem Platz. Das Ende der Installation scheint nun gekommen, da am 30. September die Genehmigung zum weiteren Verbleib ausläuft. artort.tv bleibt dran und fragt, ob die Freiheit der Kunst durch die immer stärkeren Eingriffe durch die Politik gefährdet wird?

Regina Oesterling und Stephan Haberzettl im artort.tv Gespräch
Regina Oesterling und Stephan Haberzettl im artort.tv Gespräch

Sehen Sie heute ein kurzes Interview mit der in der Kasseler Kunst- und Kulturszene ehrenamtlich sehr engagierten Regina Oesterling. Im Anschluss kommen die Gäste Kassels und seine Bürger*innen in artort.tv-Manier zu Wort. Wir wünschen erstaunliche Erkenntnisse!

Interview mit Comiczeichner Nils Knoblich über sein neues Buch Fortmachen

Es ist eine Freude heute Nils Knoblich mit seinem neuen Comic „Fortmachen“ vorzustellen! Denn Nils verbrachte einige Wochen in unserem ehemaligen Ofen-Office in Kassel, um an dem Comic zu arbeiten. Die Geschichte von „Fortmachen“ erzählt die Flucht seiner Familie aus der DDR im Jahr 1989 – wenige Wochen vor dem Fall der Mauer. Nils, der zu dem Zeitpunkt vier Jahre alt war hat über Interviews die Geschichte wieder lebendig gemacht! Er hat Erkenntnisse unter anderem aus Stasiunterlagen seiner Familie mit Erzählungen von Elter, Onkel und Großeltern in eine spannende Bilderwelt übersetzt.

Eine Ost-Berlin-Reise bringt Nils Eltern zum zweifeln
Eine Ost-Berlin-Reise bringt Nils Eltern zum zweifeln

Gerade Themen wie Überwachung und Flucht, machen den Comic zu einem aktuellen Zustandsbericht über die neuere Deutsche Geschichte! Nils ist es gelungen aus seiner Familiengeschichte ein mehr als lesenswertes Zeitdokument zu gestalten, das viele Leser*innen verdient hat. Weitere Infos zu Nils Knoblich und seiner Lesereise findet Ihr unter nilsknoblich.com. Wir wünschen spannende Erkenntnisse und bleibt neugierig dran!